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Alle im Boot, alles im Lot?

Als wir im Herbst 2016 das Datum und Thema der nächsten Payment Arena bekannt gaben, wussten wir natürlich noch nichts vom optimal gewählten Termin. Pünktlich zur Payment Arena „Das SmartPay deiner Wahl – Schweizer Issuer im Vergleich!“ kam der im Herbst angekündigte Launch der neuen TWINT Lösung auf das Smartphone. Umso gespannter waren wir alle auf die Diskussion zwischen den traditionellen Issuern und der neuen TWINT AG.

Mit Alex Friedli von der Swisscard AECS, Michael Hügli von der TWINT AG, Roland Zwyssig von der ADUNO SA und Peter Durrer von MasterCard Europe hatten wir zwei Vertreter der grossen Issuer und je einen Vertreter des internationalen und des neuen nationalen 4 Parteien Systems für das bargeldlose Bezahlen als Fachexperten eingeladen. Auf die erste Frage, wer unter den über 80 Experten schon mit Bitcoins experimentiert habe, erhoben immerhin vier Anwesende die Hand. Bei TWINT waren es zehn und bei Apple Pay gut 50 Prozent der Teilnehmer. Dies entspricht genau der prozentualen Anzahl an iPhone-Anwendern im Schweizer Markt. Ich frage mich, wieso bis heute kein Issuer im Schweizer Markt eine Bezahllösung wie Samsung Pay oder Android Pay für Android Smartphones gelauncht hat. Doch seit letzter Woche ist auch dieses Geheimnis gelüftet. Samsung Pay ist ab dem 23. Mai 2017 mit den gleichen Issuern im Schweizer Markt vertreten wie Apple Pay. An der mobile paymentMedieninformation im 25H Hotel in Zürich wurde die Lösung zusammen mit der Cornèrcard, der BonusCard und SwissBankers vorgestellt. Auf die Frage der Journalisten, wieso die Issuer der grossen Schweizer Banken nicht dabei seien, antwortete Dario Casari, von Samsung Schweiz, dass sie keine Gebühren verlangten und ihnen jeder Issuer der Schweiz willkommen sei.

Das geheimnisvolle Lächeln der beiden Issuer an unserer Payment Arena lässt die Spekulation aufkommen, dass der Schweizer Finanzplatz zuerst den Launch von TWINT unterstützt. Fragen zum neuen TWINT rückten deshalb in den Vordergrund. Einerseits ging es dabei um die Neupositionierung der TWINT AG, die gemäss Michael Hügli in die Rolle eines nationalen Schemes schlüpfe, andererseits um die TWINT Acquiring AG. Diese bewege sich jedoch nur im Bereich der bestehenden TWINT Kunden und der Markterschliessung im Automaten und Micro KMU Umfeld, so Hügeli. Kunden, die bereits Kredit- oder Debitkartenverträge mit den bestehenden Acquirern geschlossen hätten, würden das technische Acquiring über die SIX Payment Services abwickeln. Diese Aussage wurde von Roland Zwyssig mit der Anmerkung ergänzt, dass die ADUNO ihre Kunden direkt mit TWINT Verträgen bedienen möchte. Zum gegebenen Zeitpunkt wolle man jedoch kein eigenes technisches Acquiring aufbauen, obwohl die entsprechende Lizenz dafür vorhanden sei. Alex Friedli gab bekannt, dass die Swisscard AECS in keiner Form bei TWINT involviert sei. Die Swisscard habe aber mit der Credit Suisse einen gemeinsamen Aktionär und TWINT Issuer. Und daraus wird schlüssig, weshalb die Swisscard neben der Cornèrcard als zweiter Issuer mit Apple Pay in den Markt trat.

Zu den von Apple Pay bereits erzielten Erfolgen im Schweizer Markt meinte Peter Durrer von Mastercard, dass eine überdurchschnittlich hohe Akzeptanz auf der Anwenderseite bestehe. Neun von zehn Mastercard Apple Pay Anwendern setzten ihr iPhone oder ihre iWatch regelmässig für den Checkout ein. Die Einfachheit des Bezahlvorgangs, wie auch die grosse Verbreitung der NFC-fähigen EFT/POS-Terminals im Schweizer Markt, würden dies unterstützen, so Durrer. Bezüglich der Positionierung der beiden Smartphone Bezahllösungen waren sich alle Experten einig. Die international bekannten und verbreiteten Bezahlmethoden Mastercard, VISA und American Express sollen nicht mit TWINT als neue nationale 4 Parteien Lösung verglichen werden. Diese diene in erster Linie dem Zweck, den immer noch recht hohen Bargeldanteil zu substituieren. Michael Hügli betonte die unzähligen neuen Möglichkeiten, welche TWINT dem Anwender und Händler biete. Diese reichten vom einfachen Punkte sammeln, über die schon bei Paymit recht beliebte Geldüberweisungs- und Anforderungsfunktion in Echtzeit, bis hin zum digitalen Stempelmärkli, mit welchem der Kleinhändler seinem Kunden das zehnte Gipfeli kostenlos anbieten kann.

Alter Wein in neuen Schläuchen oder mobile Innovation? Was im Anschluss an die Payment Arena am meisten diskutiert wurde, war der direkte Vergleich der Transaktionskosten. Bekanntlich ist ab August 2017 der Interchange von VISA und Mastercard so tief wie noch nie. Und die neue TWINT Lösung im 4 Parteien System tritt gemäss der neuen Webseite https://www.twint.ch/acquirer/twint-acquiring-ag/ mit 1,3% Kommissionen in den Markt ein. Damit liegen die TWINT Kommissionen je nach Händler oft über denen der Kreditkarten.

In Anbetracht der letzten zwei Jahre, in denen sich die Marke TWINT mit tiefen Transaktionskosten behauptete und mit ihrem Loyaltyprogramm einen Mehrwert versprach, bewegt TWINTs neue Preispolitik die Gemüter stark. Auch der Vertreter eines bekannten Issuers meinte dazu mit lachendem Gesicht, nun hätten sie den Beweis dafür, dass sie mit ihren aktuellen Marktangeboten verglichen mit dem neuen TWINT zu günstig seien. Ich frage mich hingegen wiederholt, ob wir als Payment Experten mit neuen Entwicklungen und Ideen im mobilen Zeitalter nicht primär immer noch dem Wunsch der Händler folgen müssten das bargeldlose Bezahlen schnell, sicher und kostengünstig zu gestalten und die Kundenbindung den Händlern selbst zu überlassen so, wie bei Samsung Pay?

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir die spannende Diskussion an der nächsten Payment Arena im September weiterführen und um spannende disruptive Ansätze der geladenen Startup und Fintech Experten erweitern können.

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