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Realtime Bank to Bank Payment – Die Bezahlkarte ist schon bald Vergangenheit. Oder steht sich die Finanzbranche in der Schweiz selbst im Weg?

Die Suppe wird nicht so heiss gegessen, wie man sie kocht. Da sind sich viele Experten anlässlich der vierten Payment Arena einig. Instant Payment wie die Fachwelt die Zukunft der Konto-zu-Konto-Zahlung nennt, war das zentrale Thema. Instantly kann Mann und Frau alle Einkäufe im Geschäft oder Online vom gewünschten Konto via Smartphone bezahlen. Und der Verkäufer erhält instantly die Bestätigung des Zahlungseingangs von seiner Bank. So einfach ist bargeldloses Bezahlen in Zukunft. Doch keiner der über 70 anwesenden Personen aus der Payment Industrie hat ernsthafte Bedenken, dass bestehende Bezahlmethoden wie VISA und MasterCard weniger Umsätze erzielen könnten. Im Gegenteil.

Dennis Flad von der UBS erklärte, er sei der Überzeugung, dass Instant Payment der Finanzbranche dabei helfen werde, die immer noch sehr beliebten Rechnungen beim Onlinehandel zu reduzieren. Ebenso zielten die neuen technischen Möglichkeiten darauf ab, nicht die Kreditkarten sondern das Bargeld Handling am Verkaufspunkt noch weiter zu verringern. Dennis kennt die eher langsamen Prozesse in der Finanzbranche aus langjähriger Erfahrung. Daher ist er sich sicher, dass das gemeinsame Ziel aller Lösungen die Förderung des elektronischen Bezahlens insbesondere auch im M-Commerce sei und das Reduzieren von Bargeld und Papier miteinander, nicht gegeneinander.

Bernhard Lachenmeier von CCV Schweiz meinte dazu, dass alles, was die Branche Neues bringe zuerst bei den Anwendern und Händlern auf Akzeptanz stossen müsse. Häufig werde vergessen, dass der Mensch seine Gewohnheiten nicht so schnell aufgebe. Dabei sprach Bernhard insbesondere von den mehr als 80‘000 KMUs im Schweizer Handel, deren Bedürfnisse selten angehört würden. Diese Händler und deren Kunden unterhielten sich selten über die Bezahlmöglichkeiten mit der Uhr, dem Smartphone am RFID Terminal, via Bluetooth, mit Fingerprint, per Bar- oder QRCode. Viel mehr diskutierten sie über ihre Vorteile. Denn bezahlen – man staune – könnten heute schon alle. Mit oder ohne Instant Payment.

Auch Nick Santschi als Entrepreneur in der Payment Industrie unterwegs ist überzeugt, dass sich die Bezahlverfahren zunehmend dem veränderten Konsumverhalten anpassen werden. Je nach Produkterange und Kundensegment würden die Bezahlverfahren neu oder weiterentwickelt und auf die M-Commerce, E-Commerce oder POS Bedürfnisse abgestimmt. Wichtig erscheint Nick bei allen Anwendungen die Einfachheit der Nutzung. Zum Thema Instant Payment meinte Nick, dass es technisch gesehen in der Schweiz mit Paymit bereits einen Lösungsansatz gebe. Wer in Zukunft aber welche Rolle spielen werde, sei derzeit so offen wie nie, so Santschi. Nick stellte die Frage in den Raum, ob die Banken ihre Rechner nun zu 7×24 Stunden Realtime Systemen ausbauten oder sie diese Rolle wie in der Vergangenheit einer beauftragten Firma wie der SIX Group überliessen. Auch fragte er, ob neue innovative Anbieter auf den Markt kämen, welche die Banken, deren Kunden und den Handel schneller zusammenbringen und ob solche Lösungen ausschliesslich national sein müssten. Mit Bluecode.com unterstützt Nick Santschi zurzeit einen Anbieter, der die Vision hat, Bezahlen mit dem Smartphone direkt zwischen dem Handel und den Banken für alle Konsumenten in möglichst vielen Europäischen Ländern einzuführen. Vorausgesetzt natürlich der Konsument möchte mit seinem Smartphone bezahlen.

Gemäss Marco Vosseler von der PPI Schweiz sei Instant Payment für die Banken in der Schweiz ein zentrales Thema. Mit der Harmonisierung des Zahlungsverkehrs unter ISO 20022 würden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass in Zukunft eine sofortige Begleichung jeder gestellten Rechnung Realtime funktioniere. Voraussetzung dafür sei, dass die Banken ihre Systemlandschaften direkt untereinander 7×24 Stunden in Realtime zur Verfügung stellten. Dies werde kommen, so Marco Vosseler. Und dadurch könnten neue machbare Bezahlverfahren im Handel eingeführt werden. PPI wäre das natürlich recht. Vielen anderen in der Branche nicht.

Tatsache ist, die international ausgerichtete Schweiz möchte nicht auf etablierte Bezahlmethoden verzichten, weshalb viele Verfahren auf etablierten Methoden aufbauen. Das beweist, dass Bezahlen mit Karte aktuell noch nicht Vergangenheit ist. Natürlich sind wir auch an der vierten Payment Arena 2015 nicht am brandaktuellen Thema Apple Pay, Android Pay, PayPal und Samsung Pay vorbeigekommen. Auch die nationalen Lösungen TWINT, Paymit und Mobino erscheinen wiederholt auf der Landkarte. Was die Erfolgschancen angeht, da gehen die Meinungen auseinander.

Mein Bauchgefühl verleitet mich zu der Aussage, dass die Banken Angst haben vor dem Tag, an welchem technologieführende Unternehmen wie Apple Pay nicht nur das Bezahlen via Kreditkarte anbieten, sondern auch zur kontoführenden Abrechnungsstelle für ihre Nutzer werden. Daher finde ich es schade, dass die überschaubare Finanzbranche der Schweiz es nicht hinbekommt dem Handel und den Konsumenten eine einheitliche, einfache und universell akzeptierte Lösung anzubieten. Dies sollte doch das Ziel sein. Denn glaubt man den Aussagen von Prof. Dr. Kay Pousttchi, der am Swiss Payment Forum vom 24. November 2015 einen hoch wissenschaftlichen Vortrag über „M-Payment-Strategien von Apple und Google“ gehalten hat, bleiben der Schweiz für den Aufbau und Ausbau einer nationalen Lösung höchstens noch 3 bis 4 Jahre, um „eine auf maximal Augenhöhe befindende M-Payment Lösung zu etablieren“. Ansonsten würden die grossen Technologiefirmen gänzlich das Sagen haben. Aufhalten könne man diese so oder so nicht. Doch eine gemeinsame, gute nationale Alternative wäre sinnvoll, meinte Kay Pousttchi.

Ist die Antwort Instant Payment? Ist Instant Payment nicht zu politisch und träge? Wer versteht die Zusammenhänge wirklich? Wer denkt dabei an die Nutzer? Nach einer intensiven Woche von Informationen am Swiss Payment Forum und der Payment Arena bin ich noch mehr der Überzeugung, dass sich die Schweiz im Winterschlaf befindet. In einem globalen Markt geht es nicht darum, welches Finanzinstitut mit welcher Lösung gegen den anderen Finanzdienstleister innerhalb der Schweiz antritt. Zusammen hätte man grössere Chancen.

Wir freuen uns mit der Payment Arena eine offene, gut besuchte Diskussionsplattform geschaffen zu haben, welche wir auch 2016 weiterführen.

Für alle die nicht dabei sein konnten, gibt es das Video der Payment Arena hier. (Dauer 1 Stunde)

Daniel Eckstein

Daniel ist der Verwaltungsratspräsident und Gründer von Abrantix, ein Visionär, Querdenker und die treibende Kraft hinter Abrantix. Zusammen mit seinen anderen Partnern hat er das Unternehmen zu einem führenden Anbieter von Zahlungssoftware entwickelt.

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