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M-POS und mehr in der Schweiz (Vortrag: Swiss Payment Forum 2014, Christian Vetsch, CMO)

Danke für die 20 Minuten zum magischen „M“. „M“ wie mobil, möglich, machbar oder Millionen. Für wen es diese auf der Haben- oder Soll-Seite geben wird, werden wir in naher Zukunft erfahren.

 

About

Mein Name ist Christian Vetsch, 1960 geboren, durfte ich schon 1990 als Evangelist im schweizerischen Markt EFT/POS predigen. Strasse hoch, Strasse runter, rein in die Geschäfte. „Möchten Sie ein Kartenbezahl-Terminal?“. „Was? Nein. Der Bankomat ist ja gleich um die Ecke!“. Raus aus dem Geschäft und rein in das Nächste.

Weder ich noch meine Freunde und Bekannten hatten damals, nach dem Vortrag im Restaurant Hirschen in Langnau vor dem lokalen Gewerbeverein, den Glauben an den grossen Durchbruch. Doch schon 3 Jahre später, dachten alle ganz anders. Getragen durch grosse Marketingaktionen der schweizerischen Finanzinstitute, wurden ab 1995 jährlich über 20‘000 neue POS mit EFT/POS-Terminal ausgestattet. Das bargeldlose Bezahlen am Verkaufspunkt wurde zum Standard.

Was hat sich in den letzten 20 Jahren hinsichtlich Innovation beim Bezahlen für den Konsumenten und Händler ereignet?

Betrachten wir die 150‘000 Verkaufspunkte in der Schweiz. Dazu gehören die Händler, die Gastronomie- und Garagenbetriebe, die Billet-, Verpflegungs- und Kaffeeautomaten. Doch wie genau hat sich Bezahlen am Verkaufspunkt verändert?

Da ist das „Ritsch-Ratsch“-Im-Printer-Gerät, welches wir noch heute benutzen können, da bis heute kein Kreditkartenherausgeber auf die aufgedruckten Kartendaten verzichtet. Und der Magnetkartenleser, welcher auf allen zeitgemässen EFT/POS-Modellen vorhanden ist. Denn der Handel möchte nicht auf die Kartenumsätze der Amerikaner verzichten. Da ist der Chipleser, der für mehr Sicherheit sorgt. Und letztlich, schon fast revolutionär, finden wir bei der neuesten Generation einen dritten Leser für die RFID und NFC-Technologie.

Vom Leben in einer innovativen Branche

Wie soll ich meinen Freunden, Bekannten und insbesondere meinen Kindern erzählen, ich arbeite in einer innovativen Branche. Wenn dieselbe für Innovation rund 20 Jahre gebraucht hat?

Zum Glück kam im Jahre 2000 der Durchbruch der Online Shops. So wurde die Payment Branche, zumindest für einige Zeit, neu aufgemischt. Ich selber glaubte damals, dass es die Zürcher Bahnhofstrasse zum Einkaufen bald nicht mehr brauchen würde.

Und was geschah dann? Plötzlich entstanden ganz viele Startups, die nicht nur Lösungen zur Übermittlung von Kreditkartendaten, sondern gleich neue Bezahlverfahren erfanden. Und das nicht zu knapp. Alleine in Europa zählten wir im Jahr 2000 über 50 neue Bezahlmethoden. In der Schweiz hat sich keines davon etabliert. Wichtig ist die Frage nach dem Grund, weshalb Unmengen von Firmen neu gegründet wurden und daran glaubten, sie könnten neue Bezahlmethoden schnell und erfolgreich verbreiten? Es war das Unbekannte. Das World Wide Web. Das Grenzenlose. Jede Idee konnte sofort und überall bekannt werden. Und damit auch neue Bezahlmethoden.

(Noch) ein Payment Service Provider

Wer sich wie ich, seit vielen Jahren mit dem elektronischen Bezahlen auseinandersetzt, verstand nicht immer alles, was damals geschah. Firmen wie DataTrans und wir gingen den unspektakulären und beschwerlichen Weg eines Payment Service Provider (PSP). Wir kümmerten uns um die Mühsamkeiten sämtlicher Protokolle und Zertifizierungen. Wie zum Beispiel SET, später 3D Secure, PCI oder ep2. Warum? Wir wollten das Bezahlen im Internet für den Händler genauso einfach und sicher gestalten wie am Verkaufspunkt. Dieses Vorgehen begeisterte die Medien und Investoren natürlich nicht in gleichem Masse, wie die Ideen der Startups, welche über das Internet alles neu, schneller, günstiger und trendiger vermarkten konnten. Wieso begeisterten Protokolle und Zertifizierungen weniger? Es bedeutete aufwendige Entwicklungen, die Einhaltung aller Sicherheiten und grosses Knowhow in Payment Software Engineering. Nicht aber das schnelle Geld, das die Businesspläne der Sartups versprachen, um Investoren zu gewinnen.

2005 war das grosse Aufräumen angesagt. Und was aus dem Hype im E-Commerce blieb, nennt sich bis heute PSP (Payment Service Provider). Die PSP sorgen dafür, dass alle bekannten Bezahlmethoden am Verkaufspunkt auch im E-Commerce funktionieren, soweit sie dafür entwickelt wurden.

Im Jahr 2010 als sich neben dem Smartphone auch die iPad’s rasant verbreiteten und es mobiler wurde, kamen viele schubladisierte E-Commerce-Lösungen zurück an die Oberfläche. Und genau da liegt er, der Haken. Egal wo und wie ich bargeldlos bezahle, Geld bleibt Geld, auch virtuell. Und da kommt der wichtigste Faktor zum Tragen. Wem vertraue ich, mein Geld an?

Auch im Jahr 2015 wird unbestritten die Bank an erster Stelle stehen. Denn für die grosse Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung ist es noch immer die Bank, auf die das Salär ausgezahlt wird. An zweiter Stelle ist es die Bank, die mir eine Kreditkarte anvertraut. In den meisten Fällen ist es dieselbe Bank. Die Zahlen sprechen für sich. Über 3 Millionen Postkarten und über 4 Millionen Maestrokarten. 6 Millionen Kreditkarten von VISA, MasterCard und Amexco und 2 Millionen private Kreditkarten wie die MyOne oder von MediaMarkt.

Aber wer vertraut sein Geld Abrantix-Pay, Best-Pay oder New-Pay an?

Angebot und Nachfrage

Wer versteht was unter m-POS und M-Commerce?

Die neuen Marktteilnehmer, welche ihre Produkte, Services oder Dienstleistungen im mobilen Bereich ansiedeln, sind auf den ersten Blick nicht einfach zuzuordnen. Versuchen wir es anhand einer Auswahl an Marken, die im Zusammenhang mit mobilem Bezahlen letztens in den Schweizer Medien genannt wurden.

Damit jemand bezahlen kann, würde es im einfachsten Fall zwei Banken benötigen. Eine, von der Geld bezogen wird und eine, auf welche Geld überwiesen wird. Das funktioniert heute auch aber nicht in Echtzeit, weshalb diese Variante für die sofortigen Einkäufe nicht geeignet ist. Im klassischen EFT/POS-Markt Schweiz, sprechen wir über ein 4-Parteiensystem. Dazu gehören die Issuer, Acquirer, die Merchants und der Karteninhaber. Bei der Suche nach Lösungsanbietern im m-POS und M-Commerce Markt Schweiz, wage ich den Versuch, die Anbieter diesen Gegebenheiten zuzuordnen. Dabei fällt auf, dass viele der neuen Anbieter eine zusätzliche Partei darstellen. Die meisten bedienen sich dem bestehenden 4 Parteiensystem und bieten unterschiedliche m-Services an. Das hat aber zusätzliche Kosten zur Folge, denn wer erbringt schon eine neue Serviceleistung, die nichts kostet?

Realisierte Lösungen

Die, so scheint mir, „normalste“ Geschichte über den erfolgreichen Einsatz von M-Commerce finden wir bei der SBB. Mit Unterstützung ihres bestehenden PSP Anbieters wurde eine Lösung realisiert, die gegenwärtig zu den meist genutzten M-Commerce Lösungen zählt. Bezahlt wird natürlich mit Kreditkarte. Das ist auch bei vielen PayPal Transaktionen der Fall. Da in der Schweiz im Gegensatz zu Deutschland kein Einzel-Lastschrift-Verfahren (ELV) angewendet werden kann, wird ein Grossteil der CH-PayPal Transaktionen auf der Basis von Kreditkarten abgewickelt. Und das zu recht guten Kommissionen.

Werden M-Commerce Lösungen für das mobile Bezahlen im Ladengeschäft gebraucht, kommt der Distanzvertrag und nicht der Präsenzvertrag der Acquirer zur Anwendung. Das lässt die Gebühren nochmals steigen.

Bei Tap-it wird für das sichere Aufbewahren von Kreditkartendaten auf dem Smartphone eine fünfte Partei hinzugezogen. Abgesehen davon, ordne ich diese Lösung keinem Bezahlverfahren zu.

SumUp oder i-Zettle dagegen gehören zur neuen Generation der m-POS-Anbieter, die das 5-Parteiensysteme darstellen. Kritisch gesehen sind diese Anbieter nur deshalb entstanden, weil die grossen Acquirer kein Interesse an den kleinen Händler gezeigt haben. Dies ist jedoch bereits in der Veränderung. Ab dem nächsten Jahr werden die führenden EFT/POS Lösungsanbieter auch m-POS Lösungen im Angebot haben.

Firmen wie MUUME bieten m-Services an, die auf einer zugelassenen PSP Distanzbezahllösung aufbauen. Dabei versuchen Sie mit einem mobilen Bezahlservice Händler zu gewinnen, die von einem aktiven Marketing und neuen Bezahlmethoden profitieren möchten. Eine grosse Herausforderung, da die Marke neu aufgebaut werden muss. Wir bleiben am Ball und werden sicher noch von MUUME lesen. Diesen Markt werden bestehende PSP Anbieter jedoch nicht kampflos neuen Anbietern überlassen. Es bleibt an dieser Stelle eine wichtige Frage offen. Wie weit dürfen E-Commerce-Lösungen anstelle der EFT/POS Terminals eingesetzt werden? Und in welchem Mass ist der Händler bereit höhere Kommissionen für diese Anwendungen zu bezahlen?

Zu den in der Schweiz bereits aktiven Marken und eigenständigen Bezahllösungen gehört die gut verbreitete Manor App. Sie profitiert von der Bekanntheit der Manorkarte, die sich als Privatkarte schon länger etabliert hat. Seit einem Jahr kann diese nun, eingebunden in die Manor App, als m-POS-Lösung mit Bonusprogramm genutzt werden. Eine ähnliche Lösung wird dem Handel mit der PowerPay App der MF Group angeboten. Weitere private m-POS bzw. M-Commerce Kundenlösungen werden folgen, da der Bezahlprozess, verbunden mit dem firmeneigenen Bonusprogramm, für alle Beteiligen Vorteile bringt.

Selecta und e24 bieten für kleinere Beträge wie Automatenverpflegung oder Parkplätze mobile Bezahlservices per SMS an. Diese Services sehen sich zunehmend von der Verbreitung der RFID und NFC Technologien der grossen Kreditkarten konkurrenziert. Auch die grossen Kartenanbieter haben gemerkt, dass die auf den Smartphone oder im Portemonnaie meist genutzte Karte diejenige ist, welche der Kunde überall und für alles einsetzen kann. VISA oder MasterCard auch für Kleinbeträge zu benutzen, heisst neu die Devise.

Mobino geht seit 2011 einen technisch direkten Weg. Innovativ und kreativ, das tut der Branche gut. Ich wünsche Mobino viel Erfolg und hoffe, dass Ihre Rechnung aufgeht. Denn gemäss den Marketingunterlagen sind sie über die gängigen Gebühren nicht informiert. Sie schreiben, dass sie nur 30% von dem verlangen, was die Kreditkarten für sich an Gebühren abzweigen. Das ist bei Mobino 1% des Umsatzes. Ich hoffe, dass diese Rechnung stimmt und sie in der Lage sind, die neuen Interchange Senkungen der grossen Kreditkartenanbieter mitzugehen. Denn Eines ist Tatsache. Wenn sich in den vergangen 20 Jahren etwas stark verändert hat, dann waren es die Kommissionssätze der Kreditkarten. Mit der 2015 in Kraft tretenden Interchange Regulierung durch die EU, wird es für den Handel noch kostengünstiger und für neue Bezahlverfahren umso schwieriger sich rentabel zu vermarkten.

Erfolgsfaktoren?

Aus Sicht des Handels ist der wichtigste Erfolgsfaktor einer Bezahllösung nach wie vor die einfache Einbindung in bestehende Prozesse und das Vertrauen in den Lösungsanbieter. Immerhin geht es dabei um den Firmenumsatz. Fragt man den Händler nach einer Bezahlmethode, steigen die Chancen, dass er diese auch anbietet. Es stellt sich die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Wenden sich neue Lösungsanbieter zuerst an den Anwender oder den Händler?

Gern vergessen geht bei allen neuen Lösungsansätzen, dass die Schweiz ein Debitkarten-Land ist. Es ist schade, dass der Markt bis heute nicht für E- und M-Commerce mit der Debitkarte, insbesondere für die Maestrokarte, geöffnet wurde. Nicht einmal RFID-fähige Debitkarten sind zum jetzigen Zeitpunkt im Angebot. Das schafft natürlich Platz für kleinere Anbieter, die diese Lücken füllen möchten. Doch möchte der Anwender neue Bezahlmethoden? Die Ansprüche des Handels und der Anwender in der Schweiz sind hoch.

Nutzungsverhalten

Die Meinungen darüber, wohin die Reise führt, gehen stark auseinander. Die meisten Umfragen ergeben das Wunschbild, welches dem Auftraggeber hilft die nächste Finanzierungsrunde zu überstehen. Folglich sind wir selber auf die Strasse gegangen und haben junge Studierende und bestehende Kunden aus dem Handel in einer Blitzumfrage zum mobilen Bezahlen befragt. Nicht überraschend war das Resultat. Bis auf das mobile SBB-Ticket oder den Nachtzuschlag haben noch wenige jemals mit dem Smartphone bezahlt. Wir stehen also noch am Anfang des mobilen Bezahlens.

Die Händler wünschen sich das mobile Bezahlen, wenn es zu 100% in die bestehende Infrastruktur am POS oder in die Abrechnungssysteme integrierbar ist. Und natürlich nur zu den besten Konditionen. Bedenken wir, dass schon heute auf einem EFT/POS-Terminal am Verkaufspunkt über 16 verschiedene Bezahlkarten aufgeschaltet werden könnten. Nur gerade 5 sind es im Durchschnitt. Wartet der Handel wirklich auf weitere Bezahlverfahren?

Marktanteile

Nüchterne Zahlen in einem noch jungen Markt sind immer schwierig. Zumal das Wachstum in Prozent für die Zukunft gut dargestellt werden kann. Mit Sicherheit lässt sich schon jetzt sagen, dass sich das kontaktlose Bezahlen durchsetzt. Mit RFID Karte am Terminal, NFC oder direkt via M-Commerce, meinem Verständnis nach haben mobile EFT/POS-Terminals, m-POS genannt oder nicht, wenig mit einer neuen Mobilität zu tun. Sie ergänzen lediglich die bestehenden mobilen EFT/POS-Terminallösungen. Natürlich haben die m-POS Firmen die Erschliessung mobiler Servicedienstleister neu lanciert. Zumal neben einem Smartphone nur noch ein kleines PinPad benötigt wird. Die Markterfolge sind in diesem Segment jedoch noch recht bescheiden.

Vorteile

Wird das Bezahlen mit mobilen Anwendungen günstiger? Ich denke ja. Und dies wird insbesondere für den Handel im Bereich von eigenen Bezahlverfahren zutreffen? Keine Karten, kein Papier und eine einfachere Umsetzung von Privatlabels sind die Folge. Verbunden mit Bonusprogrammen, können Kunden optimaler bedient werden. Und für die Anwender ist es eine Karte weniger im Portemonnaie. Sofern die Kreditprüfung für alle Beteiligten stimmt, ist dann lediglich eine App nötig, die in wenigen Schritten auf das Smartphone geladen werden kann.

Fazit

Das echte mobile Bezahlen via Smartphone wird sicher kommen. Im Vorfeld dazu muss geregelt werden, was dem Bezahlen vor Ort mit Pin-Eingabe untersteht und inwieweit man mit einer M-Commerce Lösung den Verkaufspunkt bedienen darf, ohne dass die Kommissionen dem Distanzbezahlen unterstehen. Es muss geklärt werden, welche Risiken und welche Kosten der Händler, der Acquirer, der Issuer und der Anwender eingehen müssen, um das Bezahlen mobil zu gestalten.

Sicher ist, dass dem Smartphone die Zukunft gehört. Denn das Bezahlen wird, wie auch unsere Welt, zunehmend mobiler werden.

In diesem Sinne hoffe ich auf eine grosse Anzahl realisierter Lösungen im kommenden Jahr. Als Payment Software Spezialisten beraten wir sie natürlich gerne dazu, wie Sie ihre Kunden mit dem Smartphone bezahlen lassen können und wo die Innovationen der Zukunft zu finden sind.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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